Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Bling bling bei Luthers
Das stadtgeschichtliche Museum Leipzig im Alten Rathaus der Stadt gestaltete 2017, im Lutherjahr, seine Ausstellung neu und ergänzte die Sammlung durch einen Schwerpunkt zu Luther in Leipzig. Ein Raum in dem imposanten Gebäude wurde zum Luther-Raum. Wir inkl.Designer*innen reformierten ihn nun zu einem Vorbild in Sachen Inklusion.
Reformatoren-Frauen sind wie Fußballer-Frauen. Sie lieben Geschmeide. Mittelpunkt und Prunkstück der gesamten Ausstellung ist daher der Ring der Katharina von Bora, der dem Paar bei der Hochzeit im Juni 1525 als Trauring diente. Im Original misst der Fingerreif mit dem Rubin gerade einmal knapp zwei Zentimeter im Durchmesser. Wir haben gedacht: größer ist besser. Auch Menschen, die gut sehen können, haben nun eine Chance zu erkennen, was ein unbekannter Künstler nachträglich alles an Motiven auf dem Ring unterbrachte.
Jesus am Kreuz, drei Würfel, mit denen die Soldaten um die Kleidung des Gekreuzigten würfelten. Nägel, Seile, Lanze und der Stab mit in Essig getränkten Tüchern, der Jesus erfrischen sollte. Sämtliche Passionswerkzeuge, die mit dem Leiden und Sterben Christi in Verbindung gebracht werden, sind auf dem original Ring kaum erkennbar. Auf dem Tastmodell in 15-facher Vergrößerung allerdings, wird die kunstvolle Verzierung sicht- und fühlbar.
Unterhalb des Modells befindet sich zudem eine drehbare Scheibe, auf der alle 13 Elemente noch einmal einzeln zu erkennen und ertasten sind. Ausführliche Erklärungen sind über die Audioguides des Museums zu hören.
Ein tastbares Gemälde, das Martin Luther aus der Sicht von Lucas Cranach dem Älteren zeigt, rundet das Angebot ab. Das Tastgemälde befindet sich auf einem schwenkbaren Pult, sodass es für Rollstuhlfahrer*innen und ihre Begleitpersonen gut zugänglich ist. Das feiste Kinn, die massige Figur, die Falten, die Luthers Gewand wirft, sind gut zu ertasten und lassen das Bild unter den Fingern lebendig werden.
Projekte wie diese machen das Offensichtliche noch sichtbarer: Design, das alle Nutzenden mitdenkt, ist eine Bereicherung – für alle.
Blick auf die Taststation
Renderings
Inklusion im Detail
Taststation in Anwendung
Projektdetails
- Kunde: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig , Altes Rathaus
- Projektzeitraum: 2018
Projektumfang: Didaktikkonzept zur Vermittlung der Ausstellungsinhalte an blinde und sehbehinderte Menschen, Konzeption und Umsetzung der Taststation inklusive Produktdesign, 3D-Daten-Erstellung, Grafikdesign, Erstellung umfangreicher Audiodeskriptionstexte zur blindengerechten Bildbeschreibung, Produktion von Audiodateien, Produktionsbetreuung und -überwachung.